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Von Württemberg nach Bessarabien und zurück

 

 

 

 

 

Kleiner historischer Exkurs
           Im Jahre 1817 wandert Herr Daniel Handel mit Frau und acht Kindern von Dettingen an der Erms, zwischen Metzingen und Bad Urach gelegen, aus dem damaligen Königreich Württemberg aus.

           Er war einer von vielen Württembergern, die sich nach Osten aufmachten, weil sie unter einer schrecklichen Hungersnot litten, verursacht durch den verheerenden Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien.  Da half es auch nichts mehr, dass der  König den Brautschatz seiner Frau gegen Getreide verpfändet hatte, um seinen notleidenden Untertanen zu helfen, es waren zu viele.

          Schon 1812 hatte der Zar Alexander einen Aufruf erlassen, dass das Gebiet Bessarabien, das seit 1470 türkisch besetzt war, seit 1812 jedoch unter russ. Verwaltung stand und im Süden des riesigen Reiches gelegen, besiedelt werden sollte.  Gegen Zahlung von 200 württembergischen Talern in bar hat sich Daniel Handel mit seiner Familie in Ulm eingeschifft, und dann ging es die Donau abwärts.

          Der Zar hatte 60 ha Land für alle Neusiedler versprochen und so gründete Daniel Handel mit weiteren Siedlern 1817 den Ort Teplitz, in dem nur deutsche Einwanderer siedelten.
           1918 wurde das Gebiet Bessarabien im Lauf der Wirren während der russischen Revolution, als marodierende Banden durch das Gebiet zogen und der Landesrat deshalb rumänische Truppen zu Hilfe rief, von Rumänien annektiert und die Menschen wurden somit rumänische Staatsbürger.

 
 

 

 

Diese Urkunde für Daniel Handel
vom 18. März 1817
be­scheinigt die Erlaubnis
aus Württemberg auszuwandern   



Geburtsurkunde von Herrn Handel
auf Rumänisch

Familie zweimal umgesiedelt worden war. Doch davon später.

          Mit meinen Eltern bin ich auf Urlaubsreisen viel rumgekommen, z. B. in Siebenbürgen, Kronstadt, Bukarest. Ich erlebte eine unbeschwerte Kindheit in unserem Städtchen mit etwa 3500 überwiegend deutschen Einwohnern.

          In der Umgebung gab es auch jüdische und bulgarische Dörfer (die Bulgaren waren etwa 1840 eingewandert), es gab Moldawier, es gab Russen und Türken, es gab Dörfer mit orthodoxer, mit katholischer oder pro­testantischer Bevölkerung und ebenso Muslime. Alle lebten hier friedlich zusammen und tolerier­ten sich gegenseitig. Mein Vater war als Arzt im Städtchen und der Umgebung sehr geachtet. Wenn Patienten die Behandlung nicht zahlen konnten, ließ er auch anschreiben, die „Außenstände“ trug er in eine „Kladde“ ein. Nicht selten wurde von der überwiegend bäuri­schen Bevölkerung auch in Naturalien gezahlt.


          Herr Handel: Ich wurde am 29. Oktober 1929 in Klöstitz in Bessarabien geboren. Mein Vater Johannes Handel, der im Jahre 1900 geboren wurde, in Innsbruck und Tübingen Medizin studiert hatte, war wieder als Arzt nach Bessarabien zurückgekehrt und arbeitete in Klöstitz. 1928 heira­teten meine Eltern; meine Mutter Else, geborene Bierwag, hatte ebenfalls deutsche Wurzeln, ihre Vorfahren kamen aus Preußen, deshalb wurde in unserer Familie hochdeutsch gesprochen, was später für mich in der Schule sehr hilfreich war. Mit meinen schwäbischen Verwandten schwätzte ich Schwäbisch. Allerdings sprach ich neben Deutsch auch Rumänisch, das ich in der Grundschule erlernt hatte, denn das war von der Regierung vorgeschrieben.

            Mein Bruder Norbert wurde 1933 geboren, meine Schwester erst 1942 in Jarotschin in Polen, nachdem meine

Das väterliche Anwesen in Klöstritz:
die Mutter, der Bruder und Werner Handel.



Aufruf der Reichsregierung zur Umsiedlung aus Bessarabien

 


          1939 im August: Hitler und Stalin schlossen kurz vor dem Zweiten Weltkrieg den deutsch-russischen Nichtangriffspakt, auch als „Hitler-Stalin-Pakt“ bekannt. In dem geheimen Zusatzprotokoll wurde das Gebiet Bessarabien der Sowjetunion zugesprochen. Ein knappes Jahr später, im Juni 1940, besetzen sowjetische Truppen das Gebiet, am 2. Juli erfolgt der offizielle Anschluss und kurze Zeit später verlassen die rumänischen Verwaltungsbeamten das Land. Vorgesehen war ebenso, dass die deutsche Bevölkerung ins jetzt Großdeutsche Reich ausgesiedelt werden sollte. Etwa 94 000 Deutsche mussten deshalb Anfang Oktober 1940 ihre Heimat Bessarabien verlassen.

          Für mich als fast elfjähriger Junge war dies ein großer Umbruch in meinem Leben. Ich hatte mich schon darauf gefreut, bald auf das Gymnasium in Tarutino gehen zu dürfen, die Schuluniform war schon gekauft und wie mein Vater Jahrzehnte vorher auch, sollte ich bei meiner Großmutter in der Stadt als Kostgänger wohnen und nur am Wochenende zu meinen Eltern zurückkehren. Doch nun kam alles anders, wir mussten die Heimat verlassen. Meine Mutter hatte unsere Koffer gepackt, bis zu 30 kg Gepäck durfte eine Person mitnehmen, die Umsiedlungsbescheinigungen wurden uns Kindern umgehängt, Rucksäcke wurden geschultert und dann ging es los. Für uns Jungs war das ja auch Abenteuer, ein Aufbruch in unbekannte Welten.

 

Umsiedlerbescheinigungen, die alle tragen mussten.

Die Erwachsenen taten sich schwer damit, Haus und Hof, ihr ganzes bisheriges Leben zurück­zulassen, aber sie wussten auch, was sie – würden sie bleiben – unter den neuen kommunistischen Machthabern hätten er­leiden müssten. In der Nähe zum sowjetischen Nachbarn hatten sie über zwanzig Jahre erfahren, was es bedeutet, in diesem System zu leben. Bis auf zwei Frauen, die in einer Mischehe mit Russen lebten, machten sich über dreieinhalb tausend Menschen aus unserem Dorf auf den Weg. Wir, die Kinder und Frauen, wurden auf Lastwagenpritschen und mit Bussen Richtung Reni, einer Hafen­stadt an der Donau, gebracht. Der Vater war mit Wagen und zwei Pferden in einem großen Treck von unserem Dorf in die rumänische Hafenstadt Galatz an der Donau unterwegs, was etwas zwei Wochen dauerte. Wir sollten ihn erst in Deutschland wieder sehen.
          Vor dem sowjetischen Zoll fürchteten sich die Menschen, sie wussten, dass dort Kontrollen durchgeführt wurden und tatsächlich

uns traf es. Wir mussten die Koffer öffnen, die Beamten suchten nach Wertgegenständen, aber meine kluge Mutter hatte ihren Schmuck so sorgfältig in die Futter unserer Mäntel eingenäht, dass er nicht entdeckt wurde. Bis dann endlich das Schiff eintraf, das uns donauaufwärts fahren sollte, vergingen noch viele bange Stunden. Manche befürchteten schon, dass es gar kein Schiff gäbe, als es aber dann um drei Uhr nachts am Hafen anlegte, löste sich die Spannung und viele ältere Menschen fingen doch an zu weinen. Auch mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich endlich auf dem schwankenden Deck des Schiffes stand und wir einen Platz ergattert hatten. Etwa 300 bis 400 Menschen hatten auf einem Schiff Platz, und so dauer­te es drei bis vier Tage, bis alle ausgesiedelten Frauen, Kinder und ältere Menschen abtranspor­tiert wurden.
          Drei Tage dauerte die Fahrt zu der jugoslawischen Stadt Praho-wo vor dem „Eisernen Tor“ an der Donau. Dort hatten die Deutschen aus dem Banat und Siebenbürgen schon für uns Ankom­menden ge- sorgt: große Zeltstädte waren aufgebaut, deutsche Krankenschwes-tern versorgten alte und kranke Menschen, es gab gutes Essen, so dass wir uns schnell wohl fühlten. Nach etwa 4 Tagen wurden wir mit Personenzügen nach Deutschland weiter transportiert. In Villach, das nach dem Anschluss Österreichs inzwischen zum Großdeutschen Reich gehörte, wurden wir von den Bürgern herzlich willkommen geheißen. Aber hier konnten wir nicht bleiben, sondern wurden als „Bessarabiendeutsche“ auf verschiedene Lager in Deutschland verteilt.
          Ich kam mit meiner Familie zuerst in ein ehemaliges Kloster in Dingelstädt in Thüringen, doch bald darauf wurden wir wieder umge-siedelt: dieses Mal nach Pfafferode, das gleichzeitig eine psychiatri-sche Anstalt war. Diese wurde extra geräumt, um Umsiedler aufzu- nehmen, und hier waren wir Bürger aus Klöstitz wieder unter uns. Ich erinnere mich noch genau an einen freund­lichen jungen Mann, der etwas geistig behindert erschien und der mir im Hof oder im Flur immer wieder begegnete, eines Tages aber verschwunden war. Heute denke ich, dass er vermutlich ein Opfer des Euthanasieprogramms der Nazis geworden war.
          Ja, und hier konnte ich dann endlich wieder in die Schule gehen, denn lernen wollte ich, das hatte ich vermisst. Und ich war stolz, dass ich schon, im Gegensatz zu den anderen Schülern, die romanischen Schriftzeichen kannte, denn im Deutschen Reich hatte man bis 1938 noch in Sütterlin geschrieben. So hatte ich ihnen doch etwas voraus. Nach etwa drei bis vier Wochen kam auch der Vater an. Vom Krieg, der ja schon im Gange war, haben wir damals nicht viel mitbekom-men. Wir Kinder wussten zwar, dass Deutschland im Krieg war, aber was das bedeutete, davon hatten wir noch keinen Begriff, denn auf dem Lande merkte man von den Kriegshandlungen noch nichts. Eine Erinnerung aus dieser Zeit ist, dass über den Scheinwerfern der LKWs eine Art Binde mit „Sehschlitzen“ angebracht war, zum Zwecke der Verdunkelung bei Nachtfahrten.



          1941: Besonders für die als “Lebensraum“ vorgesehenen annek-tierten Gebiete in Westpolen hatte Hitler einen „volkstumspolitischen Kampf“ angekündigt. Dies bedeutete im Detail, dass in diesen Gebie-ten Juden und Polen ausgewiesen und der Boden vollständig „ger-manisiert“ werden sollte. Die Generalvollmacht für dieses Vorgehen hatte der Reichsführer SS Heinrich Himmler: Auf drei Wegen wurde die Bevölkerung beseitigt: durch den Massenmord an der polnischen Intelli­genz, durch die Massenaussiedlung rassisch unerwünschter Bevölkerungsgruppen in das General­gouvernement und durch die Massendeportation polnischer Arbeiter nach Deutschland. Stattdes­sen sollten Volksdeutsche aus den verschiedenen Teilen Europas dort angesiedelt werden. Allein im Reichsgau Wartheland betraf dies in dem Zeitraum vom 1. April 1941 bis zum 31. Dezember 1943 etwa 200.000 deutsche Umsiedler. Von etwa 670.000 polnischen Zwangs-arbeitern, die zwischen 1939 und 1943 nach Deutschland verschleppt wurden, stammten allein 450.000 aus dem Wartheland, auch Warthe-gau genannt.
          Im März 1941 wurden wir erneut umgesiedelt, und zwar nach Polen, das ja seit Kriegsbeginn von den Deutschen besetzt war. Die Stadt Jarotschin im Warthegau sollte unsere neue Heimat werden. Mit dem Zug fuhren wir über Berlin ins besetzte Gebiet, die Klöstitzer Bürger wurden jetzt getrennt und in verschiedenen Teilen im westlichen Polen angesiedelt. Da mein Vater als Arzt weiterhin tätig sein sollte, erhielten wir in Jarotschin eine Fünf-Zimmer-Wohnung, die komplett möbliert war; dazu kamen noch Praxisräume. Die ehema-ligen Bewohner waren wohl kurz zuvor von den Deutschen vertrieben worden. Meine Mutter erzählte, dass bald nach unserer Ankunft nachts an der Tür geklopft wurde und jemand von den vorherigen Besitzern um Teller und Besteck gebeten hat, was meine Mutter dieser Person selbstverständlich gegeben hat, obwohl das streng verboten war und hart bestraft wurde.
          Bis zu unserer Flucht 1945 besuchte ich das Gymnasium der Stadt. Schon als Zehnjähriger und natürlich auch als Jugendlicher war man damals automatisch in der Hitlerjungend. Da ich sehr sportlich war, wurde ich sehr bald zum Jungzugführer und „komman- dierte“ einen Jungzug von 10 – 15 Jungen. Diese Position war mir aber nicht immer angenehm. Die sportlichen Auszeichnungen aller-dings – ich war Sport- und Skiwart und erhielt das silberne HJ-Schießabzeichen – machten einen Jugendlichen damals schon stolz, dafür mussten wir aber auch an den Samstagen zum „Dienst“. Und ein weiterer Nachteil ergab sich aus meiner Position: Ich fiel SS-Ärzten auf, die mich dazu bringen wollten, mich als Kriegsfreiwilliger für die Waffen-SS zu melden. Da ich aber definitiv mich nicht zur SS melden wollte, erzählte ich dies meinem Vater, und er erörterte das Problem mit dem Landrat des Kreises. Der gab meinem Vater einen klugen Rat: „Sage deinem Sohn, er soll sich als Kriegsfreiwilliger bei der Luftwaffe melden, dann lässt ihn die SS in Ruhe“, so lautete der Rat des Landrats. Das habe ich dann auch gemacht.

          Als Kriegsfreiwilliger war man durch die rote Litze auf der Schul-terklappe der Uniform er­kennbar. Wir hatten das Glück, dass unser Vater nicht einge- zogen wurde, da er ja als Arzt in der Stadt ge-braucht wurde. Im Familienkreis wurde die NS-Ideologie in Frage gestellt, aber öffentlich äußern konnte man das ja nicht. Und einmal – so erinnere ich mich – habe ich ein Gespräch zwi­schen meiner Mutter und einem Onkel belauscht, in dem der Onkel über Kriegs-verbrechen in der Ukraine berichtete und dies weckte in mir eine Ahnung, dass sich dort Fürchterliches abspielte.

Im Sommer 1944, als schon die ersten Flüchtlingstrecks vor den Truppen der Roten Armee aus dem Osten Richtung Westen strömten, wurde ich zusammen mit etwa 4000 weiteren deut­schen Jugend-lichen zum Bau von  Panzergräben in die Gegend der Stadt Lodz geschickt, wo wir bis zu 8 Meter tiefe und 5 Meter breite Gräben aus-heben mussten, besonders für uns junge Men­schen eine kräftezeh-rende Tätigkeit. Wir waren in einem ehemaligen Lager des Reichs-arbeits­dienstes untergebracht, und dort wurden wir mit militärischer Strenge behandelt. Als Jungzug­führer gehörte ich einer Vorausabtei-lung an, deren Aufgabe es auch war, das Lager einzurichten. Wir arbeiteten dort von August 44 bis kurz vor Weihnachten. Bald brach eine gefährliche Typhus­epidemie aus, an der viele Jugendliche er-krankten. Da ich schon in Bessarabien an Typhus erkrankt war, glaubte ich immun gegen diese Krankheit zu sein und meldete mich als Freiwilliger, um die Kranken der einzelnen Bauabschnitte ins Lager zurückzutragen, was manchmal einen kilometer­langen Marsch von den Panzergräben bis ins Lager bedeutete. Wir Träger erhielten eine doppelte Verpflegungsration, was mir als Jugendlicher natürlich entgegenkam. Die monatelang grassierende Epidemie forderte ins-gesamt zehn Menschenleben und nicht wenige der Jugendlichen trugen gesundheitliche Schäden davon. Für die Verpflegung im Lager waren ca. 300 BdM-Mädchen zuständig; noch heute sehe ich die Bil-der der ständig Kartoffel schälenden Mädchen vor mir. Zwei Mäd-chen, die ich gut kannte, brachten mir auch ab und zu mal Kuchen oder ein extra Brötchen mit.
          An eine Episode im Lager erinnere ich mich noch lebhaft: Der Besuch des Reichsführers SS Heinrich Himmler stand bevor. Himmler war nach dem ge-scheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 zum Oberbefehlshaber des Ersatzheeres ernannt worden und besuchte einen Trup-penübungsplatz in der Nähe unseres Lagers und wollte auch unsere Kasernen in Augenschein nehmen. Die Stuben mussten „auf Hochglanz“ gebracht werden und ich als Stubenältester trug dafür die Verantwortung. Als Himmler dann mit seiner Entourage im Gefolge die Stube betrat, musste ich Meldung machen. Natürlich waren wir eingeschüchtert und wagten kaum zu atmen. Er bemerkte an den Litzen meiner Uniform, dass ich „Kriegsfreiwilliger“ war, mein-te dann, dies sei ein Hinweis, dass in der Stube alles „ in Ordnung“ sei und verließ mit seinem Gefolge den Raum. In den anderen Stuben tobten sich die „Herren“ dann aus, leerten Spinde und zerwühlten Betten, die anscheinend nicht „vorschriftsmäßig“ aussahen.
          In diesem Lager waren wir gänzlich ohne Nachrichten, wir wuss-ten nichts vom Kriegsge­schehen an der Westfront, nichts vom 6. Juni 1944, der Landung der Alliierten in der Normandie, nichts vom Vor-marsch der amerikanischen und englischen Verbände Richtung Reichsgrenze. Nachts sahen wir allerdings den Widerschein der Kämpfe im Osten an der Weichsel, die etwa 100 km von unserem Standort entfernt ausgetragen wurden. Dennoch wurde uns der „Glaube an den Endsieg“ täglich durch entsprechende Propaganda eingetrichtert. Erst kurz vor Weihnachten 1944 wurden die Arbeiten an den Panzer-gräben eingestellt, wir erhielten ein Sparbuch mit unse­ren „Vergütungen“, einen Zettel mit Vorsichtsmaßnahmen für die Angehörigen wegen der Typhus­epidemie – wir sollten extra Besteck benutzen und auch die Wäsche musste getrennt gewaschen werden – und so konnte ich das Weihnachtsfest mit meiner Familie in Jarotschin feiern.



          1945: Die Großoffensive der Roten Armee im Januar 1945 besiegelte das Ende des Reichs­gaus Wartheland. Schon in den ersten Tagen konnte dabei die deutsche Front völlig zerschlagen werden und die sowjetischen Truppen rückten ohne militärisch relevanten Widerstand in nur zwei Wochen bis an die Oder vor. Am 16. Januar überschritt die Rote Armee die Grenze des Reichsgaus und schon am nächsten Tag wurde mit Litzmannstadt (Lodz) die größte Stadt im Wartheland eingenommen. Am 22. Januar erreichten die Angriffs-spitzen der Roten Armee die Verwaltungshauptstadt Posen, die wenige Tage zuvor zur Festung erklärt worden war. Der Festungskom-mandant Oberst Gonell kommandierte dort eine Besatzung von 30.000 bis 60.000 Soldaten, die aus zurückflutenden Einheiten der Wehrmacht und allen sonst zur Verfügung stehenden Kampfeinhei-ten zusammengestellt worden war. Obwohl die Rote Armee schon längst die Oder erreicht hatte und die militärische Lage aussichtslos war, tobte im Bereich der eingekesselten Festung Posen noch einen Monat lang eine blutige Schlacht. Mit der Kapitulation der letzten deutschen Verbände am 23. Februar 1945 war das gesamte Warthe-land endgültig unter sowjetischer Kontrolle. Da die deutsche milit-ärische Führung die Lage falsch eingeschätzt hatte, erfolgte die „Evakuierung“ der deutschen Zivilbevölkerung in den folgenden Tagen größtenteils in ungeordneter Flucht, so dass der extrem kalte Winter und die schnell vorrückenden Verbände der Roten Armee große Opfer unter der Zivilbevölkerung forderten. Die verbliebene deutschstämmige Bevölkerung, vor allem ältere Menschen und Personen, die nicht mehr rechtzeitig hatten fliehen können, wurden in den folgenden Monaten von den neu eingesetzten polnischen Behörden enteignet und vertrieben. (Nach Wikipedia)
          Im Januar 1945 hatten russische Truppen den Brückenkopf über die Weichsel gesichert. Die von uns Jugendlichen unter großen Mühen errichteten Panzergräben waren für die sowjetischen Truppen kein wirkliches Hindernis – deutsche Beutepanzer wurden darin ver-senkt – dann haben die russischen Soldaten Planken darüber gelegt und sind mit ihren Panzern darüber gefahren. Als im Januar 45 die Front näher rückte und die Russen sich anschickten, den Kessel um die Stadt Posen zu schließen, wurden mein Vater, mein Vetter und ich zum Volkssturm eingezogen. Meine Familie entschied, dass Mutter und Schwester mit dem Zug in Richtung Westen fahren sollten, es war eine Fahrt ins Ungewisse. Mein jüngerer Bruder Norbert befand sich zu dieser Zeit noch in einer Napola (Nationalpolitische Erzie-hungsanstalt, in der die künftige Elite des Dritten Reiches erzogen werden sollte) bei Reisen im Warthegau. Der Vater sagte beim Ab-schied: „ Wir melden uns auf jeden Fall bei Familie Görnandt in Mühl-hausen!“ Mein Vater hatte die Familie Görnandt, die dort eine große Gärtnerei besaß, nach unserer ersten Umsiedlung nach Thüringen kennen gelernt, da er ein großer Garten- und Pflanzenliebhaber war.
          Wir drei Männer, also mein Vater, mein Vetter Edwin Handel und ich, mussten als Mitglieder des Volkssturms vorerst in Jarotschin blei-ben. Allerdings löste der Landrat des Kreises, der gleich­zeitig Kom-mandeur des Volkssturms war, diesen bald auf, weil er der Meinung war: „Wir kämpfen nicht mit Pistolen gegen Panzer“, was eine kluge, aber für ihn gefährliche Einstellung war. Der Landrat gab uns dann auch den Rat: „Fahrt Richtung Schlesien, also nach Süden, denn die Russen werden im Norden um Posen den Kessel schließen.“ Also bepackten wir Vaters Dienstwagen, einen Opel Kadett, mit Zigaretten und Schnaps, denn gegen diese „Währung“ konnte man Vieles be- kommen. Um die größeren Städte machten wir einen Bogen, erreich-ten die Oder und kamen schließlich nach Sorau in der Lausitz, wo Vater dann im Krankenhaus bleiben und arbeiten musste. Der Opel wurde requiriert und später zur Panzerbekämpfung eingesetzt.
          Nach etwa zwei Wochen machten mein Vetter und ich uns auf, mit dem Zug Richtung Mühl­hausen zu fahren, auch um etwas über den Verbleib von Mutter und Schwester herauszufinden. Die Züge waren total überfüllt, die Menschen wollten sich vor der heran-rückenden Front in Sicher­heit bringen. Uns blieb deshalb nur der Platz auf dem Perron am Zugende, ein Freiluftplatz, wir standen zit-ternd in der Kälte und rauchten, um uns warm zu halten. Plötzlich erschienen englische und amerikanische Jäger am Himmel, die den Zug angriffen und wir mussten schnell in Deckung gehen, was be-deutete, dass wir uns, je nach Angriffsrichtung der Flugzeuge, erst auf der einen Seite der Gleise auf den Boden warfen und dann, so-lange die Flugzeuge abdrehten, um den Angriff von der anderen Seite zu fliegen, so schnell wie möglich die Seiten wechseln mussten. In die-sen Momenten kann man nicht mehr denken, auch habe ich kaum Angst verspürt, denn in solchen Situationen kommt es nur darauf an, so schnell und genau wie möglich zu reagieren, um das eigene Leben zu retten.       

Der Zug endete am Hauptbahnhof in Dresden und der war übefüllt mit Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten; überall lagerten hungernde, durchgefrorene Menschen, hauptsächlich Frauen und Kinder und alte Menschen. Wir mussten über diese Massen hinweg-steigen, um aus dem Bahnhof hinaus zu gelangen. Wir hatten die Hoffnung, dort etwas Essbares auftreiben zu können, doch dann erfuhren wir, dass Tee, Kaffee und Milch nur an Frauen, Kinder und Verwun­dete abgegeben wurde. Auch der große Platz vor dem Haupt-bahnhof war überfüllt mit Flücht­lingen, mit Pferden und Pferde-wagen, in denen die Geflüchteten ihre wenigen Habseligkeiten ver-staut hatten. Plötzlich überkam mich eine Ahnung und ich sagte zu meinem Vetter: „Du Edwin, wenn hier etwas passiert, kommt keiner mehr raus.“ Uns war klar, wir müssen hier weg und so liefen wir eine Weile an den Bahngleisen entlang, bis wir auf einen Menschen trafen. Wir fragten ihn: „Kamerad, wie kommt man hier raus?“ und wir hatten Glück, denn vor uns stand ein Lokfüh­rer der Reichsbahn. Am nächsten Tag musste er mit dem Güterzug von Dresden nach Gotha fahren und wir sollten uns um vier Uhr morgens an einer bestimmten Stelle in der Nähe des Bahnhofs einfinden. Er hat uns dann tatsächlich mitgenommen, uns im Bremserhäuschen versteckt und so erreichten wir gegen 11 Uhr am Vormittag Gotha.

          Es war Anfang Februar, ein herrlicher, sonniger Tag, und wir suchten als erstes einen Lebens­mittelladen, wo wir unsere sechs Lebensmittelkarten gegen Brot, Margarine und Kunsthonig einwech­selten, und diese Mahlzeit dann im Freien verzehrten. Am gleichen Tag konnten wir noch mit einem Zug nach Mühlhausen weiter fahren und kamen spät abends bei der Familie Görnandt an, so wie es uns Vater aufgetragen hatte. Die Freude war auf beiden Seiten groß, und Nachrich­ten von der Familie gab es auch: Mutter und Schwester waren in Nikolausberg in der Nähe von Göt­tingen untergekommen und lebten dort bei einer Pfarrersfamilie, der Bruder war inzwischen in Naumburg an der Saale, wohin die Schüler und Lehrer der „Napola“ vor der vorrückenden russi­schen Armee geflohen waren. Zwei Tage wurden Vetter Edwin und ich von der Familie Görnandt aufgepäppelt, konnten endlich mal wieder baden – welch ein Luxus – und machten uns dann auf den Weg nach Göttingen, wo wir endlich unsere Angehörigen in die Arme schließen konnten. Auch wir durften bei der Pfarrersfamilie bleiben und fühlten uns erst einmal in relati-ver Sicherheit. Allerdings überflogen fast täglich alliierte Bomberver-bände in Richtung Berlin die Stadt. Schon bei unserer Ankunft in Göttingen hatten wir einen schlimmen Angriff auf die Stadt selbst miterlebt, und dann Mitte Februar beobachteten wir große Bomberstaffeln, die Kurs auf Dresden nahmen und eine der schönsten Städte Deutschlands in ein Inferno verwandelten. Dieser „Hölle“ waren wir kurz vorher entkommen.

           Vater kam gegen Ende Februar ebenfalls in Göttingen an und erhielt bald darauf den Befehl, mit der Familie nach Kölleda bei Erfurt umzusiedeln, wo uns wieder eine Woh­nung zugewiesen wurde. Wegen eines großen Giftgaslagers in Nordthüringen wurden Ärzte in diese Gegend beor­dert, damit, sollte das Lager angegriffen werden, genügend Ärzte einsatzbereit wären. Nun sollte auch mein Bruder wieder bei uns wohnen und ich erhielt den Auftrag, ihn in seiner Schule in Naumburg abzuholen. Dabei geriet ich wieder in einen Tieffliegerangriff. In Erfurt besuchte ich das Humboldtgymnasium und Mitte April 1945 erlebten wir den Einmarsch der Amerikaner, die sich kurze Zeit später mit den Russen bei Torgau an der Elbe „die Hand reichten.“ Da ich recht gut Eng­lisch sprach, wurde ich gleich als Übersetzer eingestellt und musste den amerikanischen Soldaten bei organisatorischen Anweisungen dolmetschen.

           Eines Morgens allerdings war die Überraschung groß: die Amerikaner waren abgezogen, stattdessen waren jetzt die Sowjets die neuen Besatzer. Die russischen Soldaten erhielten die Erlaubnis, drei Tage in ihrer Umgebung zu plündern. Zum Glück versuchte Major Frantzew, ein Ukrainer, diese Auswüchse in seiner Einheit zu unterbinden. Weil mein Vater ihn auf Russisch angesprochen hatte, lernten sie sich näher kennen und das war für unsere Familie ein wirklicher Glücksfall. Als Vater ihm auch bei einem heiklen gesundheitlichen Problem helfen konnte, fühlte sich Major Frantzew uns verbunden und half uns wiederum, wo er konnte. So warnte der Major meinen Vater, als er den Befehl bekam, eine Liste aller aus der Sowjetunion geflohenen oder umgesiedelten Deutschen zusammen zu stellen, denn diese Menschen sollten den Russen über­geben und in die Sowjetunion zurückgeschickt werden. Vielen unserer Landsleute aus Bessarabien oder aus der Ukraine erging es so: Sie wurden nach Kasachstan und Sibirien transportiert.

 



          Mein Vater fragte den Major: „Kannst du uns helfen? Gibt es eine Möglichkeit der Familien­zusammenführung mit Verwandten in Würt- temberg?“ Im Oktober 1945 hatte Major Frantzew die Passierscheine besorgt und wir mussten uns an der damaligen Kontrollstelle bei Bad Hersfeld ein­finden. An den Grenzen der Besatzungszonen herrschte damals noch starker Ein- und Ausreise­verkehr. Ein mit einer Maschi- nenpistole bewaffneter russischer Soldat zählte an der wartenden Kolonne bis zehn, dann durften diese Menschen die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) verlassen. Anschließend wiederholte er das bei der wartenden Kolonne der Menschen, die in die SBZ ein­reisen wollten. Ich hatte damals große Angst beim Anstehen am Kontroll-posten meinen Vater zu verlieren, denn er war schon im Westen, wäh-rend ich noch in der SBZ wartete. Aber alles ging gut und so fuhren wir mit dem Zug weiter bis Stuttgart. Als wir aus dem Bahnhofs-gebäude traten, war der Blick über die komplett zerstörte König-straße, an deren Ende lediglich der Tagblattturm über die Trümmer-wüste ragte, ein wirklich schockierendes Erlebnis. Wir kamen bei Frau Elsässer unter, einer Schwester der Frau eines Onkels mütterlicher-seits, der nach dem Studium in Deutschland geblieben war.

           Am nächsten Tag meldete sich Vater bei der Württembergischen Ärztekammer und dort war man hocherfreut: Vater war Arzt, er war ein Schwabe, er war evangelisch und somit galt er als leicht integrier- bar. Sofort hat man ihm drei vakante Arztpraxen angeboten: In Ess-lingen, in Waib­lingen und in Ludwigsburg. Gemeinsam mit Vater schauten wir uns alle Möglichkeiten an und die Praxis in der Solitude-straße 3 in Ludwigsburg gefiel uns am besten. Der vorherige Besitzer, der Arzt Dr. Strempel, war zu der Zeit noch in russischer Kriegsgefan-genschaft und kam erst als einer der letzten Gefangen 1955 durch den Besuch und Vermittlung von Bundeskanzler Konrad Adenauer in Moskau nach Deutschland zurück. Wir erhielten die Zuzugsgenehmi-gung für Ludwigsburg und machten uns auf den Weg zurück nach Kölleda in die SBZ. Dass wir vierzehn Tage weg waren, war zum Glück niemandem in der russischen Verwaltung aufgefallen. Das Weih-nachtsfest 1945 feier­ten wir noch in Kölleda, und inzwischen war unsere Familie auf 14 Personen angewachsen: Groß­vater Georg Han-del und die Frauen und Kinder der während des Krieges in Polen getöteten zwei Brüder des Vaters waren aus Polen ausgewiesen wor-den, ebenso die Großmutter mütterlicher­seits. Sie alle hatten sich eingefunden und so konnten wir seit langem wieder ein friedliches Fest mit der Familie begehen.

           Im Februar 1946 bekamen wir dank der Unterstützung durch Major Frantzew die Zuzugs­genehmigung nach Württemberg. Er orga-nisierte auch den Transport der Frauen und Kinder mit einem Rote-Kreuz-Wagen über die Grenze, wir Männer mussten zu Fuß gehen. Mein Vater hat sich heimlich bei ihm bedankt, so wie es in Bessara-bien üblich war: mit einem dreimali­gen Kuss auf die Wangen. Ein guter Mensch, ein „heimlicher“ Held, das war Major Frantzew, den wir natürlich nie wieder gesehen haben.

           In Stuttgart fand die Großfamilie zuerst in einer Flüchtlings-unterkunft Platz, ich zog mit Eltern und Geschwister sofort nach Lud-wigsburg. Mutter, Vater und Schwester kamen in der kleinen Woh­nung in der Praxis in der Solitudestraße unter, aber für meinen Bru-der und mich war dort kein Platz mehr. Das Wohnungsamt wies uns deshalb in der Gänsfußallee zwei Dachzimmer zu, wo wir über­nach-teten und von dort aus morgens dann das Schillergymnasium be-suchten.

          Im Sommer 1946 fand mein Vater eine größere Woh-nung in der Eugenstraße 33; so konnten wir wieder zusammen wohnen. Im Oktober 1946 bezo-gen wir dann eine 6-Zimmer-Wohnung in der Schiller­straße 8, im ersten Stock waren die Praxisräume untergebracht, in denen mein Vater bis 1968 prak-ti­ziert hat. Zwei Jahre später, also 1970, ist er dann leider mit 70 Jahren verstorben. Unsere Mutter war schon 1952 mit ge-rade 48 Jahren an den Folgen einer Gallenoperation gestor-ben; für uns ein schrecklicher Schicksalsschlag.

Familienbild aus Ludwigsburg

 

          In Ludwigsburg habe ich mich sofort heimisch gefühlt: Aufgrund unserer schwäbischen Wur­zeln konnten wir uns sehr schnell hier integrieren: Wir sprachen Schwäbisch, galten demnach nicht als „Reingeschmeckte“, wir kannten die Kultur, die Küche und die Menta-lität der Schwaben. Ich besuchte das Schillergymnasium, wo ich 1949 mein Abitur machte, ich spielte Handball und später Fußball in der SpVgg 07 und fand viele Freunde. Noch heute treffe ich mich einmal im Jahr mit ehemaligen Schulkameraden im Adler in Asperg, andere Freunde treffe ich jeden Freitag am Stammtisch in der Gaststätte Post-Cantz.

           Nach dem Abitur studierte ich drei Jahre an der Wirtschafts- hochschule und begann meine berufliche Tätigkeit 1956 als Auto- mobilverkäufer bei Opel Staiger in Stuttgart, wo ich Großkunden und Behördenabteilungen des Landes Baden- Württemberg betreute.

 

Das Brautpaar mit den Eltern.

1960 heiratete ich und bezog eine Wohnung im Haus in der Trompe-tergasse, das mein Vater 1955 gekauft hatte. Da Altbauten bis 1962 zwangsbewirtschaftet wurden, konnten wir erst nach der Heirat dort in den ersten Stock einziehen. Meine zwei Kinder sind hier aufge-wachsen, hier lebe ich mit meiner Frau inzwischen im Erdgeschoss, meine Tochter wohnt mit ihrem Mann darüber. Mein Sohn lebt mit seiner Frau und den zwei Enkelkindern Oliver und Vanessa in der Friedrichstraße ganz in unserer Nähe, ebenso wohnt mein Bruder mit Familie hier in Ludwigsburg. Meine Schwester lebt in Sinsheim.



          Als ich 1996 nach 40-jähriger Tätigkeit bei Opel Staiger in Stuttgart in den Ruhestand ging, gab mir ein guter Bekannter den Rat, mich zum Studium Generale an der Universität in Stuttgart einzuschreiben.
           Da mich Geschichte schon immer interessiert und fasziniert hat- in der Schule hatte ich in diesem Fach immer die Note 1 -,  habe ich bis zum Jahr 2012 zweimal wöchentlich Vorlesungen und Seminare an der historischen Fakultät der Universität belegt und die Vorgeschichte der Menschheit, von den Babyloniern über Griechen und Römer, vom Mittelalter bis zur Neuzeit und  natürlich auch die Themen des 19. und 20. Jahrhunderts  intensiv studiert. Ebenso hat die Württembergische Geschichtet mich begeistert, dazu wurden immer wieder Exkursionen zu historischen Stätten in der näheren und weiteren Umgebung angeboten. Selbstverständlich bin ich auch Mitglied im historischen Verein der Universität Stuttgart geworden.

 

          Ludwigsburg ist meine Heimatstadt, aber auch in meine „alte Heimat“ Bessarabien zieht es mich: Seitdem ich 1993 zum ersten Mal wieder dort war, bin ich inzwischen schon fünfzehn Mal dorthin gereist und hoffe, dass ich übernächstes Jahr wieder fahren kann. Inzwischen haben sich gute Freundschaften zu einigen Menschen dort entwickelt; der frühere Bürgermeister Topal und sein Frau Anna und weitere Bürgermeister des Ortes haben uns sogar schon hier in Deutschland be­sucht. Und die Verbindungen festigen sich auch dadurch, da die Mitglieder der Vereine der Bessa­rabiendeutschen aus ganz Deutschland sich alle zwei Jahre hier in Ludwigsburg zu einer großen Tagung treffen. Auch dadurch bleiben die Kontakte zu der alten Heimat aufrechterhalten, und man erfährt immer wieder Neues aus der alten Heimat. So fühle ich mich hier in Ludwigsburg und dort im ehemaligen Bessarabien, das heute zu Moldawien gehört, zuhause.



Erzählt von Herrn Werner Handel
Aufgeschrieben von Hedi Seibt
Historische Einschübe nach Wikipedia

 

Titelbild. Unbeschwerte Tage in Bessarabien:
Vater, Bruder, Großvater, Mutter, Tante und Werner Handel