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Ein Kilometer Ludwigsburg

 

Bild und Text: Gabriele Scheiffele
Titelbild: db

 

          07.15. Raus aus der S-Bahn. Der große Pulk der Pendler schiebt mich Richtung Treppe und Ausgang. Natürlich ist der Aufzug, mit dem man elegant der Masse ein Schnippchen schlagen kann, in Reparatur, Wartung oder in einem anderen No-go-Zustand. Also schieben und schieben lassen. Wie komme ich bloß unbeschadet über die Myliusstraße? Aus dem ZOB preschen gleich fünf pünktlichkeitshungrige Mörderbusse hervor, gewillt, alles nieder zu mähen, was nicht bei Drei auf den Gehwegen ist. Bahn frei. Vesper bei Trölsch? Heute nicht. Schnell die schiefe Bahn genommen und über den Parkhausdeckel. Am Metallsteg unter den Glycinien scharen sich ein halbes Dutzend meiner KollegInnen, die sich für die nächsten zwei Schulstunden bis zur großen Pause mit Nikotin versorgen. Die Zeiten der Raucherlehrerzimmer sind ja sowas von vor bei. Stehenbleiben und mich klatschmäßig auf den neuesten Stand bringen? Heute nicht, das Bistro lockt und der Kaffee aber vor allem noch ein Schwätzchen mit Kollegen. Um das Möriketürmchen kreisen Scharen von Saatkrähen. Gut so, dass sie noch nicht in den Platanen sitzen und Guano regnen lassen. Treppe hoch. Ah das Bistro. Der Koffeinspeicher wohl gefüllt, pünktlich vor die Klasse.

          12.50 pünktlich Schluss gemacht, der gröbste Dreck ist eingesammelt, die Stühle auf den Tischen, und jetzt die Trödlerinnen. Wie kann man nur so lange brauchen um ein Biobuch und ein Bioheft einzupacken. Na also, geht doch. Im Laufschritt durch die Flure. Hoffentlich hält mich jetzt niemand auf. Toilette oder nicht Toilettengang, das ist jetzt die Frage.

           Raus, über den Lehrerparkplatz und da ist sie – unverkennbar: Ludwigsburger Kaffeeröstgeruch, die berühmte Geruchsglocke, die immer mal wieder über Ludwigsburg hängt. Rasch über die Solitudestraße, danke für‘s Rüberlassen. Nett. Unter den Glycinien und den Treppen des Ärztehauses keine Kollegen, dafür viele die Mittagspause machen, aus den umliegenden Büros und Arztpraxen.

           Weiter, nach sechs Schulstunden ist die Schräge hinterm Trösch so richtig steil, wo ist der Schwung geblieben? Über die Myliustraße, was sagt die Bahnhofsuhr? Noch eine Minute, das könnte reichen. Treppe runter, Treppe hoch immer nach links, Bahnsteig 4. Ha! die nette Kollegin steht auch schon da. Also noch sechs Minuten schwätzen in der Bahn, die eben einfährt.