Ludwigsburger Fußball in den 1980er-Jahren

 

 

Der Sportplatz der DJK Ludwigsburg

 

          Ende der 1970er Jahre gab es für uns junge, energiegeladene Männer nur Fußball. Von Internet, Netflix oder Escape Rooms noch keine Spur. Stattdessen freuten wir uns auf unsere Trainingseinheiten Dienstag und Donnerstag bei der DJK Ludwigsburg, mit anschließendem gemütlichen Umtrunk und Tellerschnitzel. Der Höhepunkt war stets unser Sonntagsspiel in einer der untersten Ludwigsburger Ligen.

          Unser Sportplatz im Schlößlesfeld war ein Aschenplatz, wie die meisten im Landkreis Ludwigsburg: im Hochsommer staubtrocken, im Winter mit Eis dick zugefroren. Aufgeschürfte Oberschenkel, Blutergüsse und Bänderdehnungen waren vorprogrammiert.

          Die Welt endete damals eigentlich kurz hinter Oßweil. Auswärtsfahrten nach Poppenweiler oder Affalterbach glichen einer Weltreise.

          Jeder Sportplatz und jeder dazugehörige Verein hatte so seine ganz eigene Aura:

          Ein spezieller Linienrichter in Hochdorf stand im legendären Ruf, den Außenstürmern der Gäste – in kritischen Situationen für die Heimmannschaft, und vom Schiedsrichter unbemerkt – mit dem Holzstock seiner Fahne auf den Kopf zu schlagen. Was zur Folge hatte, dass dort kaum eine Mannschaft mehr über Außen spielte.

          Das Spielfeld in Neckargröningen hatte das Gefälle einer Almwiese, so dass man taktisch versuchte, von oben nach unten mehr Druck auf den Gegner aufzubauen.

          In Hoheneck musste man den Ball hinter dem westlichen Tor immer an den anliegenden Zwingern des Tierheimes zurückholen. Kläffende Rottweiler hingen angriffslustig an den Gitterstäben. Nur mutige Torhüter fanden danach wieder die nötige Ruhe, um sich aufs Spiel zu konzentrieren.

          Seinerzeit pflegte man im Umgang mit dem Gegner noch eine gesunde, natürliche Rivalität: grimmige 

 Gesichter vor, Rempeln und Treten während, Drohungen und Beleidigungen nach dem Spiel. In unseren Sporttaschen befand sich neben den üblichen Duschutensilien jeweils auch eine Metallfeile, mit der die Aluminiumstollen der Schuhe bei Bedarf noch etwas angespitzt werden konnten. Ein freundschaftliches Abklatschen, wie es heute in der Bundesliga vor dem Anpfiff zu sehen ist, wäre seinerzeit völlig undenkbar gewesen.

          Gewonnen haben wir nicht so oft, wenige Siege in entscheidenden Begegnungen haben stets gereicht, dass wir nicht abgestiegen sind. Spielberichte für die Ludwigsburger Kreiszeitung haben wir in bierseliger Laune am Sonntagabend verfasst. Die Berichte waren opulent, zum Teil eine Achtelseite groß, aber nicht immer ganz wahrheitsgetreu. Die Darstellung des Spielverlaufs und die Leistungsbeurteilung von Schiedsrichtern gestaltete der jeweilige „Redakteur“ nach Lust und Laune.

          Über den Mannschaftssport gewann ich viele wohltuende Impulse und großartige Freunde, die mich bis heute begleiten und mein Leben immer wieder aufs Neue bereichern.

          Wir fragen uns, warum wir es fußballerisch nicht weitergebracht haben. Noch heute denken wir, dass unsere Leistungen herausragend waren, und wir unglücklicherweise nicht von einem Proficlub entdeckt wurden. Vielleicht waren wir aber nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Eben in Oßweil, Grünbühl oder Eglosheim.

          Aber Spaß hat uns der Fußball der 80er Jahre meistens gemacht. Schöne Erinnerungen und Anekdoten sind geblieben, Arthrosen in den Knien und Hüften allerdings dazu gekommen. Erfreulicherweise haben sich die medizinischen und therapeutischen Behandlungsmöglichkeiten seit den 80er Jahren deutlich verbessert.

          Der Einsatz hat sich also gelohnt.



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Ein Blick in die Chronik


Das große Ereignis

 

 

Rainer Moch
Juni 2023