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Weiße Flecken – „Das Ding“

          Es geht um Kunst, die Risiken eingeht, um die Überschreitung persönlicher und sozialer Regeln und Grenzen. Auch um die Verbindung von persönlichen und gesellschaftlichen Themen. Es geht um Interventionen im öffentlichen Raum, die disruptiv (riskant, herausfordernd), inkludierend (persönlich und öffentlich) und schön (witzig, erfindungsreich, anregend, optimistisch) sind. So in Kurzform das Konzept von „The Thing“, einem Autoteatro-Workshop von Ant Hampton und Christophe Meierhans, angeboten und durchgeführt vom Theater Rampe im Rahmen des Techne-Festivals im November 2017.

 

          „Mein Ding“ konkret
Jede/r Teilnehmer/in  des Autoteatro-Workshops verpflichtet sich, sein/ihr „Ding“ schriftlich zu formulieren und es zu realisieren. Das Original kommt in eine Mappe des Koffers, in dem alle Materialien des Workshops aufbewahrt werden. Diese Vorhaben dienen nachfolgenden Workshop-Teilnehmer/innen als Anregung für eigene „Dinge“.

 

          „Mein Ding“ sind die weißen, grauen und schwarzen Flecken, mit denen die Gehwege übersät sind, als ob sie Pocken hätten. Zu diesem Thema schrieb ich 2016 eine fiktionale Erzählung, die folgenlos blieb. Nun geht es darum, meine Komfortzone zu verlassen, über meinen Schatten zu springen und in die Öffentlichkeit zu gehen. Was ich in der Erzählung frei phantasierte, setze ich nun in eine Kunstaktion um.

 

 

 

Regina Boger, November 2017

 

Nun also mein „Ding“, wie ich es am Ende des Workshops formulierte:

          Viele Wege und Plätze sind gepflastert mit ausgespuckten Kaugummis, sogar Sockel von Skulpturen im öffentlichen Raum. Schmutz zieht Schmutz an und so vermehren sich die Kaugummiplacken in der Stadt. Diese Placken sind Ausdruck der Achtlosigkeit und Respektlosigkeit anderen gegenüber, auch gegenüber dem öffentlichen Raum, der allen gehört. Wer würde einen Kaugummi in der eigenen Wohnung auf den Fußboden spucken? Niemand. Nicht die Kaugummispucker treten in ihren Kaugummi, sondern andere, die hinter ihnen gehen. Und diese Anderen tragen die Kaugummis, an denen z.B. Zigarettenkippen, Brötchenreste und Blätter kleben bleiben in Büros, Läden oder ihre Wohnungen.

          Ich werde an einem sehr befleckten Ort die Kaugummiflecken mit leuchtender Farbe kennzeichnen. Damit mache ich auf die Achtlosigkeit und Verschmutzung aufmerksam und gleichzeitig verschönere ich den befleckten Ort.

          Diese Aktion dokumentiere ich auf der Website ludwigsbuergerInnen erzaehlen. Jimdo.com unter „Weiße Flecken – Das Ding“.

          Und so geschah es auch. Glücklicherweise begeisterte sich eine Freundin für „mein Ding“ und so waren wir zu zweit, was den Sprung über den Schatten erleichterte.

          Die Performance fand am 30. November um 14 Uhr in der Myliusstraße in Ludwigsburg statt.

          Es gab viele interessierte Fragen und Zustimmung. Fast am Ende der Aktion erschien ein Mitarbeiter der Stadtreinigung, der für Kunstaktionen nicht sehr aufgeschlossen war.