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63 Angels
          I believe in angels – at least a very tiny little bit ;-), though I am not a religious person, but there must somewhere exist special guardian angels.

          In my hometown Ludwigsburg we have an institution called Vesperkirche”,  you can learn more about this charity project here. That means get- ting a complete meal in the church for very little money. First it was only for the homeless and other underprivileged poor individuals. But now it is open to anybody, for you and me as well. Of course those who can afford to are supposed to pay a bit more.
          The philosophy behind it is that all guests get together, the tables seat 12 each, and you can find at the same table all kinds of people: Academics, craftsmen, managers, lonely old ladies and men (mostly widowers), young girls and boys, families with children, and also down-and-outs with greasy hair and more and less smelling.
           And it works: They are all chatting, talking and discussing together, while eating. Everyone gets served, they only have to take a seat and order what they choose between 2 meals (one vegetarian).

           And the tables are prettily decorated with primrose flowerpots, table-sets and candles. The atmosphere is bright and cheerful. Now the other side: There are needed every day about 60 helpers who do the work, 50 cakes (home- made or bought, but always donated).
          We serve daily between 460 and 500 meals, and that’s a great logistical challenge, and that is what impresses me every time, how fantastically everything is organized. We helpers are all voluntary workers and no professional caterers. There are old and younger ladies, old and younger men, rich and poor, it’s amazing to watch the high boss and owner of a big store washing dishes or serving tables. And one does not have to belong to the parrish, all are free, lots are in no confession at all.

          But now my angel-story:
Once I was serving a large tray full of hot soup, the tables are placed rather close together with very little space to move, and I was bending to serve the plates. Then it happened: The soup bowls began to slide, because I was not holding the tray straight. Everyone around the table held their breath, so did I, and I tried to juggle to avoid pouring the hot soup over the lap of the lady near me! Finally I managed to catch the tray again horizontally  without an accident, what was nearly a miracle. Everybody was relieved, they nearly applauded me for my performance.

          And the old lady said: You know, here in this church there are exactly 63 angels (of stucco), and one of them was just with you!

 

 

Siegrun Hölscher

Regina Boger, 6. Mai 2015

63 Engel

          Ich glaube an Engel, wenigstens ein ganz winzig kleines bisschen, obwohl ich keine religiöse Person bin, aber da müssen irgendwo spezielle Schutzengel existieren …

           In meiner Heimatstadt Ludwigsburg gibt es eine Institution genannt “Vesperkirche”. Das heißt eine komplette warme Mahlzeit in der Kirche zu bekommen für wenig Geld. Zuerst war sie nur für die Obdachlosen und andere unterprivilegierte und arme Menschen gedacht. Aber nun ist sie offen für jedermann, für Dich und mich genauso. Natürlich erwartet man von jenen, die es sich leisten können, ein bisschen mehr zu bezahlen, die Vesperkirche ist ja auf Spenden angewiesen.

           Die Philosophie dahinter ist, dass alle Gäste zusammen kommen. Die Tische haben jeweils 12 Sitzplätze, und Du kannst am selben Tisch alle Arten von Leuten finden: Akademiker, Handwerker, Manager, einsame alte Damen und Herren, meist verwitwet, junge Mädchen und Jungen, Schüler, Familien mit Kindern und ebenso Nichtsesshafte mit strähnigen Haaren und mehr oder weniger gut riechend.

           Und es klappt (meistens): Sie reden, erzählen und diskutieren zusammen, während sie essen und trinken. Jeder wird bedient, sie müssen nur einen Platz suchen und bestellen, was sie ausgewählt haben zwischen zwei Mahlzeiten, eine davon vegetarisch.

           Und die Tische sind sehr hübsch dekoriert mit bunten Frühlingsprimeln, Stoffsets und Teelichtern. Die Atmosphäre ist hell, freundlich und angenehm.

 Nun die andere Seite: Es werden täglich ca. 60 Helfer gebraucht, die die Arbeit machen, ca. 50 Kuchen, selbstgebacken oder gekauft, aber immer gespendet. Es gibt auch Kaffee, Tee und Kuchen, alles im Preis inbegriffen.

           Wir servieren täglich zwischen 460 und 550 Essen, und das ist eine große logistische Herausforderung. Und das beeindruckt mich jedes Mal aufs Neue, wie fantastisch das alles organisiert ist. Wir Helfer sind ehrenamtlich und keine professionellen Fachkräfte. Es sind alte und junge Frauen, alte und junge Männer, Reiche und Arme. Es ist erstaunlich, den Chef und Inhaber einer großen Firma beim Geschirr spülen oder Bedienen zu sehen. Und man muss nicht zu der Kirchengemeinde gehören, alle sind frei, viele haben überhaupt keine Konfession.         

 

Und nun meine Engelgeschichte:

 Einmal war ich dabei, ein großes Tablett voller Teller mit heißer Suppe zu servieren. Die Tische sind ziemlich eng gestellt mit sehr wenig Platz, sich dazwischen zu bewegen, und ich beugte mich vor, um die Teller auf den Tisch zu stellen. Dann passierte es: Die Suppenteller begannen zu rutschen, weil ich das Tablett nicht mehr gerade hielt. Jeder am Tisch hielt den Atem an, genau wie ich auch, und ich versuchte zu jonglieren, um zu vermeiden, dass ich der alten Dame neben mir die heiße Suppe in den Schoß kippte. Endlich gelang es mir, das Tablett wieder ohne ein Unglück in die horizontale Lage zu bringen, was fast ein Wunder war. Jeder war erleichtert, man applaudierte mir beinahe für meine Vorstellung.

           Da sagte die nette Dame: Wissen Sie, hier in dieser Kirche gibt es genau 63 Engel (aus Stuck), und einer davon war jetzt eben bei Ihnen!